Weiteres zu LaTeX-Vorlage für Bachelorarbeit, Masterarbeit und Dissertation

Womit soll ich anfangen?

Vor allem, wenn man die erste größere Arbeit schreibt, weiß man vielleicht noch nicht, womit man überhaupt anfangen soll. Man hat ein leeres Blatt und weiß, dass man mehrere Dutzend Seiten mit sinnvollem Inhalt in einer begrenzten Zeit füllen muss. Meiner Meinung ist es relativ egal, womit man anfängt, Hauptsache man fängt an! Die Einleitung und Zusammenfassung würde ich am Schluss schreiben, denn das sind die Textteile, die sich Interessierte als Erstes durchlesen würden. Dann sollte in diesen Teilen auch die relevanten Informationen befinden, die die ganze Arbeit beschreiben und diese weiß der Autor erst, nachdem er die Arbeit verfasst hat. Hier folgen ein paar Ideen:

LaTeX-Grundlagen

Bevor man anfängt, richtig an der Arbeit zu schreiben, sollte man eine Einführung zu LaTeX gelesen haben; ich empfehle hierfür die LaTeX-Kurzbeschreibung (PDF, ca. 400 kB). Nach dieser Lektüre sollte man für die normale Textauszeichnung notwendigen Befehle \chapter, \section, \subsection, \subsubsection, \textbf, \textit, \cite, \footnote, \label, \autoref und \pageref und deren Bedeutung kennen, die sich auch aus dem Befehlsnamen ergeben. Diese Befehle sind die wichtigsten und am häufigsten gebrauchten. Für das Einbinden von Bildern, Tabellen und mathematischen Ausdrücken schaut man in den entsprechenden Rubriken nach.
Für diejenigen, die mathematische Ausdrücke benutzen, empfehle ich zusätzlich Short Math Guide for LaTeX (PDF, ca. 550 kB) der American Mathematical Society in der viele Symbole und mathematischen Symbole aufgezeigt sind.

Erstellen von Abbildungen

Vor dem Erstellen sollte man sich auch klar darüber sein, womit man die Abbildungen erstellt. Mit Abbildungen meine ich Visualisierungen von Ideen, Strukturen, Versuchsaufbauten o.Ä. Für solche Zwecke eignen sich Vektorgrafikprogramme, Rastergrafikprogramme (in der Regel Bildverarbeitungsprogramme wie Photoshop oder GIMP) hingegen überhaupt nicht. Mit Vektorgrafikprogrammen kann man beliebige Formen erstellen und untereinander in Beziehung setzen. Wichtig ist hierbei, dass das genutzte Vektorgrafikprogramm in einem von LaTeX gut unterstütztem Dateiformat speichern kann: PDF und EPS. Andere Vektorgrafik-Dateiformate wie SVG und WMF sind nach meiner Erfahrung problematisch und nicht einfach in das PDF konvertierbar. Gängige Rastergrafiken wie PNG oder JPEG lassen sich natürlich auch mit LaTeX einbinden, sie haben aber eben den Nachteil, dass sie nicht verlustfrei skalierbar sind; dafür lassen sich Abbildungen aber in der Regel mit jedem Programm in solch einem Format speichern.
Ich habe als Vektorgrafikprogramm unter Linux und Windows Ipe benutzt. Dieses Programm ist eigentlich ein Frontend für LaTeX und setzt somit das ja sowieso benötigte LaTeX voraus. Der Vorteil von Ipe ist, dass es alle Möglichkeiten von LaTeX hat (also zum Beispiel komplexe mathematische Ausdrücke darzustellen). Das native Dateiformat von Ipe ist PDF, das LaTeX sehr gut unterstützt. Diese PDF-Dateien können mit Ipe dann wieder bearbeitet werden. Ein für diesen Zweck häufig genutztes Programm ist XFIG, das eine eigentümliche grafische Oberfläche hat. Dafür hat es den Vorteil, dass es die Dateien als EPS speichert und die Schriftart der Schrift-Teile der Graphik erst in LaTeX interpretiert werden und sich so immer an die im LaTeX-Dokument anpassen, was der große Vorteil von XFIG gegenüber Ipe ist. Wenn man sich vorher über die Schriftart in der Arbeit sicher ist, kann ich aber Ipe nur empfehlen.
Andere Vektorzeichenprogramme, die PDF oder EPS erstellen können, sind Inkscape und LibreOffice Draw.

Bei der PDF- oder EPS-Ausgabe sind zwei Dinge zu beachten:

Literaturverwaltung

Beim Einlesen in das Thema der Arbeit wird man diverse Literatur durcharbeiten: Webseiten, (wissenschaftliche) Artikel, Bücher usw. Es ist sinnvoll, schon jetzt die relevante Literatur in einer Literaturverwaltung zu erfassen, denn später hat man vielleicht schon die Übersicht verloren! Dabei können auch schon Stichpunkte und interessante Bereiche gespeichert werden.
LaTeX arbeitet hier mit dem Programm BibTeX zusammen: In einer Textdatei mit der Dateiendung .bib werden die Literatureintragungen gespeichert. Diese Eintragungen können manuell mit einem einfachen Texteditor oder auch mit dem graphischen Frontend wie JabRef gemacht werden. Dort sind für die verschiedenen Literatur-Typen die erforderlichen Eigenschaften wie Titel, Autoren, Erscheinungsort und -datum usw. schon vorgesehen. Dann können auch gleich Zusatzinformationen abgespeichert werden, die einem selber helfen aber wiederum nicht im Literaturverzeichnis auftauchen sollen. Es gibt auch verschiedene Möglichkeiten beim Rechercheiren im WWW, Möglichkeiten zu nutzen die vorbereitete bib-Dateien gleich herunterladen zu können und einfach an die eigene anfügen zu können: Google Scholar biete solche bib-Dateien direkt zum Download an. Das Darstellen der Literatur kann an die verschiedenen Zitierweisen angepasst werden; diese Anpassungen sind in Dateien mit den Dateiendungen .bst gespeichert. In den herunterladbaren Vorlagen ist natürlich auch eine gute Vorlage dafür integriert.

Sicherheitskopien

Wenn der Rechner, auf dem die Arbeit geschrieben wird, nicht regelmäßig gesichert wird, sollte man sich spätestens mit dem Beginn der Arbeit Gedanken machen. Denn was passiert, wenn die Daten kurz vor Abgabe nicht mehr da sind? Aber nicht nur dieser schlimmste Fall des kompletten Datenverlust kurz vor Abgabe ist relevant, sondern selbst der Verlust von (nur?) einem Tag Arbeit. Also sollte man sich überlegen, welcher Datenverlust verschmerzbar ist: Sind es eine Stunde, 4 Stunden oder ...? Wenn man das weiß, dann weiß man auch, dass man sich für diese Zeitspanne um eine Sicherung kümmern muss.
Heutzutage gibt es genügend Cloud Storage Dienste wie Dropbox, wenn man denen die Dokumente anvertrauen will oder darf (Betreuer fragen!). Sonst gibt es auch darauf aufsetzende Dienste wie Boxcryptor, die die Daten verschlüsselt übertragen. Es sollte aber auch klar sein, dass die Cloud auch mal ausfallen kann und es auch schon Datenverluste gegeben hat.
Wie schon weiter oben geschrieben kann man die Arbeit auch mit Softwareverwaltungssystemen wie Git oder Apache Subversion (SVN abgekürzt) verwalten und z. B. auf einem zentralen (Instituts-)Server ablegen. Ich habe mit Apache Subversion gearbeitet und auf Rechner im Institut und zu Hause auf das zentrale Repository verschlüsselt zugegriffen. Somit gab es immer genug Backups.
Wenn einem das zu kompliziert ist, kann man auch die einfache (alte) Methode wählen und auch die Daten auf verschiedenen Datenträgern zu sichern. Auf dem Festspeicher des Rechners sind natürlich die jeweils aktuellen Daten zu finden. Allerdings können diese durch Fehlbedienung des Menschen, Ausfall des Festspeichers, Virenbefall der Software verloren gehen. Auch ist es möglich durch Feuer oder Wasserschäden die Daten zu verlieren, auch wenn spezialisierte Rettungsfirmen gegen ein entsprechend hohes Honorar die Daten möglicherweise retten können.
Deshalb solltest du die deine Daten regelmäßig, das heißt zum Beispiel täglich, auf anderen Datenträgern sichern. Als Datenträger bieten sich USB-Sticks, CD-R, CD-RW, DVD-R, DVD-RW, die du auch bei Freunden und Familie auslagern solltest. Es können auch Online-Datensicherungs-Dienste verwendet werden. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass diese auch von Zeit zu Zeit ausfallen können. E-Mail-Zugänge von Gmail und GMX bieten einen Speicherplatz von 1 GB und mehr; an die E-Mail-Adressen kann man notfalls auch die Daten schicken. Bei GMX hat man sogar mit Webdav direkten Schreib- und Lesezugriff auf Dateien und kann wie auf einen lokalen Datenträger zugreifen.

Vortrag

Bei einigen Arbeiten muss auch abschließend ein Vortrag über das Thema gehalten werden. Normalerweise wird hierfür MS Powerpoint benutzt. Ich hatte bei einem anderen Vortrag LibreOffice Impress benutzt, die Präsentation als PDF-Datei exportiert und den Vortrag mit dem Adobe Acrobat Reader im Vollbildmodus gehalten. Somit musste ich nur eine kleine PDF-Datei von 50 kB mitnehmen und hatte keine Probleme mit nicht vorhandenen Schriftarten oder Video-Codecs auf dem Präsentationsrechner.
Auch mit LaTeX kann man Präsentationen erstellen und erhält als Ausgabe-Datei eine PDF-Datei. Mit LaTeX-Beamer habe ich den Vortrag für meine Diplomarbeit gehalten. Die Vorteile sind, dass man die Inhalte aus der eigentlichen Arbeit wie Formeln, Tabellen und Abbildungen wiederverwenden kann. Die Satzqualität ist dementsprechend gut. Das Aussehen des Vortrags kann sehr einfach mit verschiedenen Stilen geändert werden und es stehen viele Möglichkeiten für das Aufdecken einzelner Punkte zur Verfügung. Es ist auch möglich, Videos direkt in der Präsentation abzuspielen, was allerdings wegen der Vielzahl von Video- und Audio-Codecs zuvor auf dem zu nutzenden Rechner geprüft werden muss. Die vielfältigen Möglichkeiten von LaTeX-Beamer sind in der ausführlichen Anleitung niedergeschrieben.

Unterstützung bei weiteren Fragen oder Problemen

Ich habe auf dieser Seite ein Heranführen an das Erstellen einer Arbeit mit LaTeX geschrieben. Es werden schon jetzt oder während des Schreibens einige Fragen auftreten. Ich bitte dich, die Antworten auf diese Fragen selber zu suchen. Google ist dafür immer noch die erste Anlaufadresse: Die Suchbegriffe sollten in der Art "LaTeX Problem" sein.
In webbasierten Foren wie TeX.sx können Fragen gestellt und beantwortet werden.
Mit Google kann man auch in Newsgroups wie de.comp.text.tex suchen, die häufig bessere Ergebnisse bei speziellen Fragen liefern. Hier kann man auch nach speziellen Begriffen suchen und muss nicht mehr "LaTeX" als Suchbegriff angeben. Wenn du selber Fragen hast, kannst du das auch über Goolge Groups machen, aber ich empfehle einen Newsreader. Die Newsgroup de.comp.text.tex lesen sehr viele LaTeX-Experten, die auch an LaTeX bzw. den Erweiterungen (den packages) mitgewirkt haben. Vor dem Stellen einer Frage sollte aber zunächst die FAQ konsultiert werden.

Mehr Informationen

← Einleitung, ← Vorlagen